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Historische Stätte

Vom Kraftwerk zur Seniorenresidenz

Historische Stätte · Vogtland · 392 m
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  • AWO-Seniorenresidenz im ehemaligen Kraftwerk von Auma
    AWO-Seniorenresidenz im ehemaligen Kraftwerk von Auma
    Foto: Archiv Stadt Auma-Weidatal
Das ehemalige Kraftwerk Auma, dessen zwei große Schornsteine bereits von Weitem zu sehen waren, wurde in zwei Stufen erbaut.

Nach einer längeren Phase der Informationssammlung zur Ausnutzung von Wasserkraft wurde am 16. März 1907 eine Anlage zur Erzeugung von Gleichstrom in Betrieb genommen. Diese war durch die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Leipzig, vorm. Hermann Pöge, errichtet worden. Die Anlage war an das Städtische Wasserwerk angeschlossen und produzierte den Strom mittels zweier Sauggas-Aggregate mit Brikettfeuerung und entsprechenden Dynamomaschinen. Die Haus- und Betriebsanschlüsse wurden durch örtliche Handwerker bzw. einen Ingenieur installiert. Die Kapazitätsgrenze war bald erreicht, wodurch die Stadt eine Vergrößerung ihres Elektrizitätswerks in Betracht zog.

Im Sommer 1909 begann die Elektrizitätswerk des Elstertales e. G. m. b. H. aus Berga mit dem Bau einer große Überlandzentrale in Auma. Der Strom sollte ursprünglich aus Wasserkraft gewonnen werden, wozu es jedoch nicht kam. Das als Genossenschaft geführte Unternehmen übernahm das Städtische Werk und stellte riesige Kraftmaschinen auf. 1910 begann es mit dem Bau eines großen Elektrizitätswerks auf der Hutwiese vor dem Eisenbahntunnel mit dem ersten, 73 m hohen Schornstein. Grundlage der Stromerzeugung war Braunkohle. 1911 verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Auma.

Bereits 1909 hatte die Stadt Auma die Kesselmühle mit dem Kesselsee und dem angrenzenden Areal von Rudolf Huth erworben, um hier das Kühlwasser zu gewinnen. Am 1. September 1910 erfolgte die Einweihung. Bereits Ende Mai 1912 versorgte das Aumaer Kraftwerk insgesamt etwa 30 Ortschaften mit Strom, darunter auch Auma selbst und Zeulenroda. Einige Jahre später bezogen schließlich 189 Städte und Ortschaften ihren Strom aus dem Kraftwerk Auma.

Aus Kapitalmangel musste die Genossenschaft die Geschäftsführung und die Betriebsführung ab dem 1. April 1912 an die Thüringer Gasgesellschaft Leipzig übertragen, die damals 72 Strom- und Gas-Gesellschaften deutschlandweit unterhielt. Um die Bankschulden zu begleichen, wurde 1 Million Mark bereitgestellt, die jedoch nicht ausreichend waren. Dadurch musste das Elektrizitätswerk des Elstertales in Liquidation gegen. 1914 verkaufte die Genossenschaft das Unternehmen einschließlich aller Immobilien, Mobilien, Rechte und Pflichten unter Übernahme der Schulden für 90 000 Mark an die Thüringer Gasgesellschaft in Leipzig als Geschäftsführerin der Kraftwerk Sachsen-Thüringen A. G., die gerade in Gründung war. Sitz dieser Aktiengesellschaft war Auma. Von den ausgegebenen 1000 Aktien zu je 1000 Mark hielt die Thüringer Gasgesellschaft 996, Bürgermeister Franz Kolbe aus Auma eine, Landkammerrat Ernst Allmer von Abendroth aus Wenigenauma eine, Brauereibesitzer Paul Eckardt, Zeulenroda eine und Assessor Dr. Paul Gabler aus Leipzig eine. Der 1. Weltkrieg verzögerte die Gründung der Gesellschaft, die erst im November 1916 ins Handelsregister eingetragen wurde. 1917 versorgte das Kraftwerk sechs Städte und 208 Landgemeinden mit Strom. Es gab eine eigene Installationsabteilung, und zusätzlich arbeiteten noch über 50 selbstständige Installationsfirmen an der Errichtung elektrischer Anlagen im Versorgungsgebiet. Ab 1920 wurde das Kraftwerk immer wieder erweitert, um die Nachfrage nach Strom befriedigen zu können.

In den 1920er Jahren wurde ein Umspannwerk errichtet, da so Strom aus Großkraftwerken bezogen und verteilt werden konnte. Mehrere betriebseigene Wohnungen entstanden. 1931 waren im Unternehmen 40 Angestellte und 70 Monteure und Arbeiter beschäftigt.

Die Stadt Auma kaufte vom Kraftwerk den Strom und verteilte ihn mittels eigener Leitungen selbst. Nach langen Verhandlungen erreichte die Stadt eine Preisermäßigung, jedoch versuchte die Kraftwerk A. G. beständig, das Städtische Elektrizitätswerk unter seine Bewirtschaftung zu bekommen. Dies wurde vom Bürgermeister abgelehnt.

Um mehr Stromabnehmer zu gewinnen, wurde beständig Werbung gemacht, es wurden Werbedrucksachen gestaltet, Anzeigen geschaltet usw. Werbeobjekt war auch das werkseigene Hotel Sophienbad in Auma, das komplett elektrisch ausgestattet war. Auch die 1930er Jahre brachten eine Steigerung der Stromabgabe, auch durch neue Elektroherde und weitere technische Entwicklungen. Während des 2. Weltkriegs ging die Stromabnahme langsam zurück. Im April 1945 wurde das Werk von amerikanischen Truppen besetzt, im Juli kam die Rote Armee und im Oktober wurde durch die SMAD Sequester verhängt. Im Juli übernahm die Thüringische Landeverwaltung per Gesetz alle sequestrierten Vermögen. Somit war das Kraftwerk in Landesbesitz übergegangen, alle Einsprüche galten als zurückgewiesen. Der Eintrag im Handelsregister wurde in der Folge gelöscht. Das Kraftwerk musste eine Turbine und einen Umspanner an die sowjetische Besatzungsmacht abliefern. 1951 wurde eine neue Turbine in Betrieb genommen. In der Folgezeit kam es zu Umstrukturierungen der Energiebezirke, so dass Auma schließlich 1954 zum VEB Energieversorgung Gera geschlagen wurde. 1955 kam es zur Auflösung des Netzbetriebs Auma. Nachdem die DDR in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren mehrere Großkraftwerke auf Braunkohlebasis errichtet hatte, wurden kleinere Kraftwerke vom Netz genommen und stillgelegt. Bereits ab 1964 wurde in Auma auf Verschleiß gefahren, 1970 erfolgte die Stilllegung des Kraftwerks. Die Schornsteine wurden 1968 und 1973 abgerissen. Im Kraftwerksgebäude arbeitete bis Anfang der 1989/90 Jahre noch der Ingenieurbereich Anlagenbau-Mechanisierung. Dann wurde das Objekt durch die Stadt Auma erworben und auf dem Fundament des Kühlturms I ein Jugendclub eingerichtet. Auf dem Gelände wurden auch der städtische Bauhof und Winterdienst sowie der Motorsportverein ansässig.

Ein kleiner Teil des Kraftwerks, das so genannte Sechseck, wurde Mitte der 1990er Jahre als Jugendclub eingerichtet. Das Umfeld musste gesichert werden, und 1997 erfolgte eine Erweiterung und Modernisierung des Jugendclubs.

Mit Hilfe von Fördermitteln des Thüringer Wirtschaftsministeriums erfolgte 2000/2001 der Abriss der Kraftwerksgebäude und ab 2003 entstand auf dem Gelände die heutige Seniorenresidenz der AWO, die am 27.2.2004 übergeben wurde. Bereits Ende Dezember 2003 waren die ersten Bewohner eingezogen. Insgesamt stehen 25 Wohnungen zur Verfügung, auch ein Café ist integriert.

Öffentliche Verkehrsmittel

Zugverbindung bis Triptis (Erfurter Bahn ab Gera über Weida nach Hof), anschließend mit dem Bus nach Auma: www.bahn.de  

Weitere Informationen bietet das Busunternehmen PRG unter 03661/706565 bzw. unter www.bus-greiz.de 

Anfahrt

Sie erreichen Auma über die A 9 Berlin-Nürnberg. Nehmen Sie die Ausfahrt Triptis und fahren ca. 1 km in Richtung Gera. Biegen Sie anschließend rechts in Richtung Zeulenroda/Schleiz ab. Nach etwa 3 km erreichen Sie Auma. 

Parken

Parken Sie auf dem Marktplatz als Ausgangspunkt eines Stadtrundgangs.

Koordinaten

DD
50.700240, 11.898963
GMS
50°42'00.9"N 11°53'56.3"E
UTM
32U 704709 5620500
w3w 
///unterwegs.angelegten.walzen
Anreise mit der Bahn, dem Auto, zu Fuß oder mit dem Rad
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07955 Auma-Weidatal
Telefon 036626 31750
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